Einhorn war gestern!

"Extratipp" vom 08.07.2018

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Einhorn war gestern! Diese Trend-Tiere kann man auch zu besonderen Anlässen mieten

Einhorn war gestern, jetzt kommen Alpakas! Nicht nur auf Taschen und Kissen sind die Kameltiere derzeit der Renner. Auch Züchterin Sabrina Jahl kann sich vor Anfragen kaum retten. Sogar für Hochzeiten werden ihre Alpakas gebucht.

Rhein-Main – Die Skudden der Familie Jahl haben zur Zeit einen schweren Stand. Zwar sind die Schafe mit ihrem bodenlangen Wollkleid ein echter Hingucker. Die wahren Stars aber stehen im Nachbargehege: Zwölf Alpakas mit großen Kulleraugen, puscheligen Frisuren und charmantem Lächeln im Gesicht. „Diese Tiere ziehen einfach jeden in ihren Bann“, sagt Sabrina Jahl. Mit ihrem Ehemann Mathias betreibt die 38-Jährige eine kleine Suri-Alpakazucht.
Alpakas: Daheim in Oberrodenbach

Nicht in den südamerikanischen Anden, der Heimat der Alpakas. Sondern auf dem Kunznickel in Oberrodenbach, mitten im Main-Kinzig-Kreis. In diesem Sommer ist dort besonders viel los: Seit die knuddeligen Kameltiere das Einhorn als Trendtier abgelöst haben und plötzlich auf Taschen, Kissenhüllen und Kinder-T-Shirts prangen, kommen Besucher aus ganz Hessen. Die exklusiven Alpaka-Wanderungen durch den Wald sind regelmäßig ausgebucht. „Wir haben deshalb ein paar extra Termine ins Programm genommen“, sagt Sabrina Jahl. Das Geheimnis sei das Wesen der Alpakas. „Für mich sind sie kleine Buddhas. Sie beruhigen und sie spüren ganz genau, wie es dir geht“, sagt die Züchterin, die auch schon Bankerinnen der EZB mit auf Tour genommen hat.

Wer glaubt, ein Alpaka reiten zu können, irrt allerdings: Die Kameltiere sind zwar mit dem Lama verwandt, mit einem Maximalgewicht von 80 Kilo aber deutlich zierlicher. Und Angst, angespuckt zu werden, braucht ebenfalls niemand haben: Alpakas spucken sich meist nur untereinander an. Zum Glück: Denn auch für Foto-Shootings und Hochzeiten werden die Kunznickel-Alpakas regelmäßig gebucht. Zuletzt hatten die Hengste Bounty und Gregory ihren großen Auftritt – herausgeputzt mit Fliege und Blumenkranz und ausnahmsweise gekämmt. Denn Sabrina Jahl weiß: Nichts ist für den typischen Alpaka-Look wichtiger als die Frisur. „Wenn die Suris im Frühjahr geschoren werden, bekommt jedes Tier eine Frisur, die seine Persönlichkeit unterstreicht.“
Alpakas: Jedes hat seine eigene Frisur

Paulina trägt in dieser Saison einen angesagten Bob mit Seitenscheitel, Odin einen schicken Fransenpony. Der Rest des Körpers wird geschoren, damit die Alpakas im Sommer nicht zu sehr schwitzen. Pro Tier kommen drei bis sechs Kilo Vlies zusammen. Und das ist heiß begehrt: Wegen Glätte und Glanz der Fasern gilt das Suri-Vlies als absolutes Edelmaterial und wird – nach einem aufwendigen Prozess – zu hochwertigen Strickwaren weiterverarbeitet. Auch das Vlies der Kunznickel-Alpakas geht an kleine Wollmühlen und Handspinnereien. „Das Alpaka ist ein Nutztier und es macht eine Menge Arbeit. Das darf man bei aller Niedlichkeit nicht vergessen“, sagt die 38-Jährige.

Eine Meinung, die auch der Alpaka-Zucht-Verband Deutschland vertritt. „Es ist schön, dass das Alpaka durch den Hype bekannter gemacht wird. Aber wir sehen vor allem die steigende Zahl der Züchter kritisch. Denn ein Alpaka stellt auch einige Grundvoraussetzungen an seinen Halter“, sagt Präsident Fritz-Jürgen Hieke. Bei den Kunznickel-Alpakas dürfte der Ansturm vorerst allerdings nicht abreißen: Am Dienstag wurde Thor geboren. Mit beigen statt schwarzen oder dunkelbraunen Locken hat er das Zuchtziel farblich zwar klar verfehlt. Zum neuen Besucherliebling dürfte es trotzdem reichen.

Kristina Bräutigam